Dom in Modena


Ungeliebte S9




Mittagsrast an der S9


Bologna: Piazza Nettuno




Piazza Nettuno


Due Torri




Piazza Maggiore


Apennin: S65




Passo della Raticosa


Pietramala




Passo della Futa


Deutscher Soldatenfriedhof am Futa




Eingang Florenz


Castello Le Croci




Florenz: Piazza Michelangelo


Florenz: Ponte Vecchio




Florenz


Ponte Vecchio




Piazza Nettuno


Piazza Nettuno




Eingang Florenz


Nettuno




Abend in Bagno a Ripoli


Chianti




Pilgerzimmer


Rast in Levane




am Canale Maestro


Foiano della Chiana




Foiano


Klosterherberge






Unser Kloster


Abschluss: Chiusi Scalo



6. Hauptetappe: Modena - Chiusi Scalo

Die 6. Hauptetappe wurde – wie geplant – von Montag, dem 18.02.2007 (Anreise) bis Dienstag, dem 06.3.2007 (Heimfahrt) durchgeführt.

Teilnehmer
An der 6. Hauptetappe – von Modena nach Chiusi Scalo – nahmen insgesamt 28 Pilgerinnen und Pilger teil, von denen 5 neu dabei waren, die übrigen aber alle schon eine oder mehrere Etappen mitgemacht hatten.

Hinfahrt
Die Hinfahrt begann am Fastnachtsonntag um 0400 Uhr in Bernkastel, führte zunächst über Karlsruhe nach München (wobei unterwegs noch zwei Pilger zustiegen). In München wurde ein Fahrerwechsel vorgenommen, und dann ging es zügig weiter über Innsbruck und den Brenner nach Südtirol.
Um 1800 Uhr waren wir in Modena und um 1930 Uhr in unserem Quartier in Bologna San Lazzaro.
Während der Fahrt wechselte sich ein bedeckter Himmel mit sonnigen Abschnitten ab, allerdings war es recht kühl, aber trocken.

Quartiere
Auf dieser Etappe hatten wir nur zwei Quartiere. Das erste war in einer Art Jugendherberge in Bologna San Lazzaro. Wir hatten hier genug Einzelräume, allerdings keine Gemeinschaftsräume, so dass jedes Zimmer für sich die täglichen Mahlzeiten bereiten musste und Zimmer 5 sich abends zum sozialen Treffpunkt für die gesamte Pilgerschaft entwickelte.
Das zweite Quartier – in Terra Nuova / Bracciolini im Arnotal – bewohnten wir insgesamt 12 Tage. Bei diesem Quartier handelte es sich um ein ehemaliges Kloster mit genügend Einzel- und Gemeinschaftsräumen und einer eigenen Kirche. Die Unterkunft liegt allerdings sehr abgelegen inmitten von Feldern und Olivenhainen ca. 2 km von der nächsten Ortschaft entfernt. In der ersten Zeit bekamen wir das Quartier nie bei Tageslicht zu sehen, weil wir morgens schon vor dem Hellwerden unterwegs waren und abends erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkamen. Das Quartier war etwas spartanisch ausge-stattet, was übrigens einige Ratten nicht zu stören schien, die sich - bald nach unserem Einzug - nachts in den Schlafsälen umtaten, zur besonderen Freude natürlich der Pilgerinnen. Was macht Pilger wohl so anziehend?

Wetter
Mit dem Wetter konnten wir gut leben. Der Himmel war zwar öfters leicht bis stark bewölkt, aber nicht selten kam auch die Sonne hervor, so dass wir tüchtig ins Schwitzen kamen. Regen hatten wir nur zwei Mal, und zwar als wir ihn am wenigsten brauchen konnten. Das erste Mal war im Apennin am Ende einer langen Tagesstrecke bei einbrechender Dunkelheit, das zweite Mal ausgerechnet in Florenz, als das Fernsehen vor Ort war, um Aufnahmen zu machen.

Pilgeralltag
Der Tagesablauf war für die Pilger nach einem strengen Schema ohne große Änderungen vorgegeben: Aufstehen ca. 0600 Uhr, Abfahrt zur Tagesetappen ca. 0800 Uhr, Rückkehr 1800 Uhr bis 2000 Uhr. Nach der Rückkehr musste noch das Abendessen zubereitet werden.

Orientierung
Wie schon bei der 5. Hauptetappe bewältigten wir unser tägliches Laufpensum (die Pilgerung) von 20 bis 24 km nach den Vorgaben, die im Internet als „Streckenführung“ oder „Wegeführung“ veröffentlicht sind, unter Zuhilfenahme der bewährten 200 000er Karten, gelegentlich auch 100 000er oder 50 000er Karten und einem Stadtplan von Bologna. Nach den Erfahrungen der vorausgegangenen Etappen kamen wir auf diese Weise ganz gut zurecht.

Verbleib der Stationen am Tagesende
Es war geplant, dass die Stationen am Ende der Pilgerung - wie bei den vorherigen Etappen - in der Pfarrkirche des betreffenden Ortes abgestellt werden sollten. Es stellte sich aber heraus, dass – vor allem im Apennin – nicht immer eine Kirche verfügbar war bzw. kein Ansprechpartner zu finden war. In diesen Fällen mussten wir uns mit Notlösungen behelfen, was immerhin sechs Mal der Fall war. In Pietramala (Etappe 6.4) verblieben die Stationen über Nacht – nicht ganz standesgemäß, aber immerhin durch eine Alarmanlage gesichert – in einer Art Disco Raum. Am nächsten Tag mussten wir die Stationen im Bus mit zum Quartier nehmen, weil die Straße nach Galliano angeblich nicht mit dem Bus befahrbar war. Wieder am nächsten Tag war in Vaglia kein Ansprechpartner zu finden, so dass sich die Prozedur vom Tage vorher wiederholte.
Das größte Abenteuer erlebten wir in dieser Hinsicht in Bagno a Ripoli, einer Gemeinde, die noch zum Großraum Florenz gehört. Auch ohne Stadtplan, nur mit unserer bewährten 200 000er Karte ausgerüstet, fanden wir ohne größere Schwierigkeiten den Weg nach Bagno a Ripoli. Zu unserer Überraschung fanden wir in einem Ort vor Bagno a Ripoli – nämlich in Badia a Ripoli, auf den Stufen der Kirche unsere Kamerafrau vom SWR mit vollem Gepäck und der Kamera auf uns warten, weil ihr gesagt worden war, die Kirche für unsere Stationen sei in Badia. Da dies nicht der Fall war, zog sie mit dem Tross weiter, ihren Koffer hinter sich her rollend und die schwere Kamera geschultert. Ein paar Kilometer weiter, in Bagno a Ripoli fragten wir frohgemut die ersten Einwohner, die sich am Rande der Stadt zur abendlichen Siesta im Park in der Sonne versammelt hatten, nach der Kirche „S. Michele Arcangelo“, aber niemand wusste etwas von einer solchen Kirche. Als wir später im Ort in einer Bar nachfragten, hatte jemand zufällig ein Verzeichnis sämtlicher Kirchen und Pfarreien in der Umgebung zur Hand. Es stellte sich heraus, dass die Kirch noch 5 km weiter hinter dem Berg lag. Darauf hin war der Pilgermut gebrochen. Gott sei Dank gelang es, den Bus herbeizudirigieren.
Am nächsten Tag stellte es sich heraus, dass besagte Kirche im ursprünglich geplanten Endpunkt der Tagesetappe – nämlich Ponte a Ema – lag.
Wie konnte es zu dieser Verwirrung kommen? Einfach deshalb, weil es in Italien Großkommunen gibt, zu denen viele kleinere Ortschaften gehören, die aber unter dem Namen der Großkommune verzeichnet sind. Wenn man nun nicht den genauen Namen der kleineren Ortschaft kennt, irrt man in einem Gebiet von vielleicht 15 mal 15 km umher. Das letzte Mal, dass wir unsere Stationen nicht in einer Kirche abstellen konnten, war in Acquaviva, das eigentlich eine sehr schöne Kirche hat.

Städte
Was Städte anbetrifft, gab es zunächst einmal zwei große Höhepunkte: Bologna und Florenz. In Bologna begeisterten uns bei herrlichem Sonnenschein vor allem die Innenstadt um die Piazza Nettuno (Neptunplatz) nebst Piazza Maggiore und Basilika San Petronio und die Geschlechtertürme – Le due Torri. Außerdem gab es einen Karnevalsumzug (es war Fastnacht Dienstag) mit Kinder Karneval.
Leider war der Sonntag in Florenz mit dem Fernsehen z.T. verregnet. Trotzdem konnten wir uns von der Piazza Michelangelo zunächst einen beeindruckenden Überblick über die uns zu Füßen liegende Stadt am Arno verschaffen, ehe wir mit unseren Stationen in die Stadt zogen, über die Ponte Vecchio zur Piazza della Signoria mit Palazzo Vecchio, Skulpturen und Neptunbrunnen, und schließlich dem Dom Viertel.
Nicht ganz so beeindruckend waren die Städtchen am Arno: Figline Valdarno, San Giovanni Valdarno und Montevarchi.
Am Rande des Chianti thront auf einsamer Bergeshöhe in beherrschender Lage Civitella in Val di Chiana mit seinem Schloss weithin sichtbar. Von hier hat man einen weiten Blick rundherum ins Chianti und das Val di Chiana.
Chiusi, wo wir die 6. HE beendeten, liegt ebenfalls in schöner Berglage. Von Chiusi machten wir einen Abstecher nach Castiglione del Lago am Lago Trasimeo. Auch diese Stadt liegt in beeindruckender Höhenlage mit einem herrlichen Blick auf den ganzen Trasimenischen See und besitzt eine schöne, kleine Altstadt.
An unserem freien Tag am Montag, dem 5. März, machten wir einen lohnenswerten Abstecher nach Arezzo, einem typisch mittelalterlichen Städtchen, mit einer Fülle von älteren Gebäuden. Hier sind besonders zu erwähnen die Pizza Grande, der Dom und Park mit dem Fortezza Medicea. Außerdem hat man in Arezzo noch wenig Verkehrsbeschränkungen in der engen Innenstadt, und es ist erstaunlich, wie flüssig und unproblematisch eigentlich der Autoverkehr läuft (natürlich meist mit meist kleineren Gefährten). Typisch Italienisch!

Begegnungen am Weg
Wiederum gab es manche Begegnung und Unterhaltung mit Einheimischen oder auch ausländischen Touristen, den Gruppen älterer Männer, italienischen Damen, zwei englischen Damen aus London und Schottland in Florenz, einer Amerikanerin aus Kalifornien, einem Italiener im Apennin, der etwas Deutsch konnte und das Saarland kannte, weil sein Vater vor Jahren dort als Bergmann gearbeitet hatte.
Nur selten gab es negative Resonanz, so z.B. als auf einer stark befahrenen Landstraße ein jüngerer Italiener neben uns hielt und uns offensichtlich beschimpfte und für nicht ganz richtig im Kopf hielt, weil wir hier zu Fuß unterwegs waren.

Müll
Da wir meist auf normalen Verkehrsstraßen unterwegs waren, blieb uns natürlich nicht verborgen, dass viele Leute wenig Umweltbewusstsein zu haben scheinen. Die Straßenränder waren meist stark mit Unrat verschmutzt, vor allem Plastikprodukten in jeder Form, vor allem Flaschen. Hier ist Italien wohl noch lernfähig. Auf der anderen Seite scheint es keine Müllabfuhr wie bei uns zu geben. In fast allen Ortschaften hat man eine Art de-zentrale Müllbeseitigung, d.h. große Container werden irgendwo aufgestellt, und wer Müll abgeben will, geht oder fährt mit seiner kleinen Mülltüte dorthin und wirft sie in den Container.

Landschaften
Unser Wegverlauf führte durch 5 ganz klar unterscheidbare, und – bis auf eine - meist (äußerst) reizvolle landschaftliche Regionen.
1. Von Modena nach Bologna (6.1 und 6.2)
2. Über den Apennin von Bologna nach Florenz (6.3 bis 6.8)
3. Durchs Chianti 1 und 2 (6.9 und 6.11)
4. Am Arno entlang (6.10)
5. Durchs Val di Chiana (6.12 bis 6.14)

1. Von Modena nach Bologna (6.1 und 6.2):
Ungeliebte S9

Die schlimmste Wegstrecke erwischten wir direkt am Anfang der 6. Hauptetappe: die schnurgerade Straßenverbindung von Modena nach Bologna entlang der stark befahrenen S9. Diese Straße ist ein Teilstück der sogenannten Via Emilia, die schnurstracks in südöstlicher Richtung durch Bologna über Imola und Forli weiter nach Rimini führt. Für uns gab zu dieser Straße absolut keine Alternative, wollten wir nicht kilometerlange Umwege laufen.
Obwohl die Straße parallel zur Autobahn verläuft, ist sie stark befahren, führt aber öfter durch Ortschaften. Außerhalb der Ortschaften muss beim Gehen sehr auf den Verkehr achten, da man nur ab und zu einmal die Straßen verlassen kann, um einen Feldrain zu benutzen. Innerhalb der Ortschaften sind Gehwege auch nicht besonders häufig. Zudem ist dieser Abschnitt recht langweilig.
Am Ende der ersten Tagesetappe brachten wir die Stationen zur Kirche in Anzolo dell Emilia, wo wir erst einer Jugendgruppe begegneten, und später von einem Kirchenbeauftragten zu einer Erfrischung eingeladen wurden.
Am nächsten Tag pilgerten wir weiter Richtung Bologna, durch die Stadtrandgebiete, durch die Innenstadt bis nach Murri im Südosten, wo wir auf Grund fehlender Koordination zunächst Schwierigkeiten hatten, die Kirche zu finden. Es war in der Tat auch eine recht ungewöhnliche Kirche, mitten in Wohnhäuser hineingebaut, ohne Turm, dagegen mit zwei obendrüberliegenden Wohngeschossen.
Freundlicherweise lud uns der Pfarrer in die neben der Kirche liegende Bar Angela entweder zu einem Kaffee oder Grappa ein. Einen Grappa zu bekommen, erwies sich jedoch als ein Ding der Unmöglichkeit, da die ältere Inhaberin der Bar nur noch einen kleinen Rest desselben in der Flasche hatte. Auch andere ähnlich hochprozentige Getränke waren ihr ausgegangen. Sie erklärte, dass diese Sachen nicht mehr gefragt seien, dass die jungen Leute lieber neumodisches Zeug trinken würden, und sie als Inhaberin deshalb auch nicht mehr die traditionellen Alkoholika nachbestelle.
Das lange Suchen nach der Kirche führte bei einigen Pilgern zu Unmut und stillem Groll, so dass sie ihrem Ärger auf einen Schuldigen irgendwann einmal Ausdruck verleihen mussten.
Am Abend desselben Tages war in Zimmer 5 soziale Vollversammlung, zu der sich zeitweise auch einige junge italienische Arbeiter gesellten. Es wurden am selben Abend aber auch einem Pilger Geld und Ausweise entwendet.

2. Von Bologna nach Florenz (6.3 bis 6.8): Wer hat Angst vor dem Apennin?
Über den gefürchteten Apennin auf der S65

Die Durchquerung des Apennins – vorwiegend auf der S65 – dauerte 4 Tage. Am Aschermittwoch feierten wir in der Kirche Santa Maria zunächst die hl. Messe und empfingen anschließend das Aschenkreuz: hier wurde die Asche buchstäblich aufs Haupt gestreut.
Der Einstieg in den Apennin war nicht ganz glücklich, da wir erst zu hoch stiegen, später aber wieder absteigen mussten, um eine parallel zur S65 verlaufende kleinere Straße zu benutzen. Diese Straße stieg nur sanft an, dafür mussten wir aber gegen Abend noch eine Querung zum Apennin Kamm hinter uns bringen. Die Straße zog und wand sich schier endlos dahin, es wurde dunkler, es setzte Regen ein, und noch immer war das Ziel nicht in Sicht. Die Abstände zwischen den wenigen Pilger, die noch die letzte Strecke mitmachten, wurden immer größer. Man war am Ende der Kräfte, als man über Guarda die schlichte, moderne Kirche in Sabbioni erreicht hatte. Durchschwitzt und durchfroren harrte man noch in der Kirche des Pfarrers, um dann mit dem Bus den Heimweg zu beginnen. Erst um 2000 Uhr kamen wir im Quartier an.
Am nächsten Tag (6.4) waren die 5 Neuankömmlinge dabei. Wir hatten nun in etwa unsere Wanderhöhe erreicht und bewegten uns in leichtem Auf- und Ab über die Höhenstraße, mit Blick nah rechts und links in die Täler des Apennin, bei leicht bedecktem Himmel. Über Loiano erreichten wir um 1230 Uhr unsere Mittagsrast Monghidoro in ca 800 m Höhe. Dieser Ort hat wenig Ursprüngliches an sich, im Gegensatz zu Ca’ del Costa und La Posta. Um 1530 erreichten wir den ersten und höchsten Pass, den Passo della Raticosa in 963 m Höhe. Kurze Einkehr in der Bar, ein Gruppenbild an der Passhöhe, und weiter ging es hinunter nach Pietramala. Der Name klingt irgendwie beeindruckend und etwas verrucht. In Pietramala regelten wir die Unterbringung der Stationen auf unkonventionelle Weise, und wurden dazu noch von den Inhabern der Bar zu Tee und italienischen Gebäck eingeladen. Das wiederum passte einigen Pilgern nicht, die sich wegen 20 Minuten Zeitverlust aufregten, da wir ja noch in unser neues Quartier in Terra Nuova fahren müssten. Um 1630 Uhr machten wir uns auf den Weg über den Passo della Futa und kamen um 1900 Uhr in unserem Quartier im ehemaligen Kloster an, wo sich jeder so gut es ging in einem selbst gesuchten Zimmer einrichtete.
Am Freitag (6.5) ging es über Selva zum Passo della Futa, den wir um 1320 Uhr erreichten. Hier war Mittagspause. Einige kehrten kurz in der Bar am Pass ein. Danach besuchten wir gemeinsam den deutschen Soldatenfriedhof am Pass, auf dem mehr als 30.000 in Italien gefallene deutschen Soldaten des 2. Weltkriegs liegen, viele im Alter von 18 bis 22 Jahren.
Gegen 1530 Uhr traten wir die Heimfahrt an.
Am Samstag (6.6)ging es zunächst eine Weile bergab, dann - in Richtung Pratolino und Florenz - wieder bergauf. Die Kreuzwegstationen konnten wir nirgends unterbringen, nahmen sie also im Bus mit nach Hause. Wir versuchten mit dem Bus weiter in Richtung Florenz zu fahren, gerieten jedoch in die Sperrzone und engen Straßen der Stadt und hatten Mühe, mit dem Bus wieder herauszukommen. Wir fuhren einen Riesenumweg durchs Mugello zurück und kamen um 2000 Uhr im Quartier an.
Am Montag (6.8) stiegen wir zunächst von Pratolino nach Florenz ab. Wir genossen nach dem etwas regnerischen Vortag Florenz zum zweiten Mal, diesmal bei besserem Wetter. Um 1430 machten wir uns auf nach Bagno a Ripoli, wo wir die Kirche (wie schon geschildert) nicht finden konnten. Um 2130 Uhr saßen wir im Quartier beim Abendessen.

3. Durchs Chianti (6.9 und 6.11):
Wo wächst der Wein des Chianti?

Tour 6.9 führte von Ponte a Ema bergauf und bergab über Grassina, San Polo in Chianti und Poggio all a Croce hinunter nach Figline Valdarno am Arno. Eine sehr schöne, abwechslungsreiche Tour. Die Landschaft ist hügelig, es wechseln sich kleinere Felder ab mit Weinbergen und recht viel Wald. Es gibt wenig geschlossene Ortschaften, dafür immer wieder Weinbetriebe oder in der Landschaft verstreute Villen und Landgüter - Podere. In Poggio alla Croce ist man am höchsten Punkt und hat einen schönen Blick auf das ca. 6 km entfernte Figline im Arnotal.
Man wundert sich schon, wo eigentlich der viele Chianti Wein herkommt, da es keine größeren zusammenhängenden Anbauflächen, wie etwa in der Champagne, gibt. In Figline, bzw. Ponterosso beten bei unserem Eintreffen Frauen noch den Rosenkranz. Anschließend ist um 1630 Uhr Messe, bei der die meisten Pilger anwesend sind.
Die zweite Chianti Tour (6.11) führte von Levane größtenteils durchs Ambra Tal und entlang der „strada del vino“ über Badia Agnano und an Civitella in Val di Chiana vorbei nach Badia al Pino. Auch hier bewegten wir uns im hügeligen Gelände bis hinauf zum Höhepunkt, Civitella, mit seiner überaus beherrschenden Berglage. Man erblickt die Stadt nicht nur schon von Weitem von Nordwesten, oder auch Südosten, aus dem Chiana, sondern hat selbstverständlich von der Stadt selbst aus einen herrlichen Rundumblick.

4. Am Arno entlang (6.10):
„Lungarno“

Den ersten Teil der Strecke entlang des Arnos mussten wir Autostraßen benutzen, aber später – bei San Giovanni und Montevarchi – fanden wir im „Verde Publico“ (öffentlicher Park) angenehme Spazierwege, und wieder weiter Fußwege auf dem Arno Damm, dem „àrgine del Arno“. Wir hatten eigentlich auf mehrere solcher Wege gehofft, auch für später, aber unsere Hoffnungen wurden meist enttäuscht.
Da wir recht früh in Levane ankamen, gingen wir noch ein Stück in Richtung Bucine weiter, um für den nächsten Tag ein Stück Weg gespart zu haben.

5. Durch das Val di Chiana (6.12. bis 6.14):
Der Canale Maestro della Chiana und das Chiana

Was hatten wir uns nicht alles unter dem Canale Maestro vorgestellt! Wasserführender Kanal, vielleicht schiffbar, eine Verbindung zwischen Arno und Lago di Montepulchi-ano, Fußwege auf der Dammkrone. Von all dem nichts oder nur sehr wenig.
Das Val di Chiana, Chiana Tal, etwa 40 km lang und 10 km breit, ist ein äußerst fruchtbares Tal, das sich zwischen Arezzo und dem Lago Trasimeo südwestlich des Apennins bis zu den südöstlichen Ausläufern des Chianti erstreckt. Es wird durchzogen vom Canale Maestro della Chiana und einigen weiteren Zubringerkanälen, die letztendlich im Norden in der Nähe von Arezzo in den Arno münden.
Von der Talsohle bis zum Scheitel des Dammes beträgt die Höhe wohl 15 m. Am Grunde ist er vielleicht 1 m breit, nach oben wird er trichterförmig immer breiter (ähnlich wie die Panzergräben des Westwalls im 2. Weltkrieg) und kann wohl bis 40 m breit sein. Die Talsohle liegt 2 bis 3 m tiefer als das angrenzende, äußerst fruchtbare Ackerland. Als wir hier durchkamen, führte der Kanal nur wenig Wasser, teilweise lag er trocken und das Wasser war nicht sehr klar, stellenweise eher trüb.
Welche Bedeutung hat der Kanal?
In Urzeiten floss der Arno noch hier, verlagerte sein Bett aber nach Norden. An dessen Stelle entstand nun im Laufe Zeit das Kanalsystem, das 3 Hauptaufgaben hat:
1. Entwässerung der umliegenden Felder
2. Ablauf für die aus dem Apennin und Chianti kommenden Gewässer.
3. Teil des Kanalisierungssystem der umliegenden Ortschaften.

Tour 6.12
Nach der Messe morgens in Badia al Pino machen wir uns notgedrungen entlang der S 327 auf den Weg. Wir sind zwar im Val di Chiana, doch der Kanal liegt zu weit weg und außerdem wissen wir nicht, ob es dort Fußwege gibt. Die Straße ist langweilig und gefährlich. Erst nach der Mittagsrast finden wir auf der Ostseite des Kanals einen Fußweg, dem wir fast bis zum Ziel in Foiano della Chiana folgen können. Foiano liegt malerisch auf einem Berghügel und hat eine eindrucksvolle Backsteinkirche, wo wir die Stationen lassen.

Tour 6.13
Beim Weggang aus der Kirche in Foiano ist kein Pfarrer da. Wir machen noch einen kurzen Rundgang durch die malerische Altstadt und gehen dann los Richtung Kanal. Für den größten Teil des Tages finden eine weniger befahrene Straße in der Nähe des Kanals, auf der uns auch der Bus folgt. Das hat den Nachteil, dass immer dann, wenn der Bus am Straßenrand parkt, einige Pilger anhalten müssen, so dass wir nicht so recht voran kommen. Trotzdem sind wir um 1500 Uhr in Acquaviva, aber weder hier noch im Nachbarort Gracciano konnte angeblich eine Unterbringungsmöglichkeit für die Stationen ausgemacht werden. Deshalb gehen diese im Bus mit zum Quartier.
Vorher besichtigen wenigst einige Pilger noch die schöne Kirche in Acquaviva und unterhalten sich mit der Besitzerin der Bar direkt neben der Kirche.

Tour 6.14
Wir steigen zunächst im falschen Ort aus – Gracciano statt Acquaviva – verparken zudem noch einem Hofbesitzer die Ausfahrt, so dass dieser uns wütend davonjagt, und machen uns dann auf den Weg. Wenig später steigen wir wieder in den Bus und fahren zum richtigen Ausgangspunkt.
Praktisch den ganzen Tag folgen wir der S 326 mit sanft hügeligem Gelände bis wir um 1400 Uhr oben auf dem Berge in Chiusi angekommen sind, von wo wir einen schönen Blick auf die unter uns liegende Landschaft und Ortschaften, unter anderem Chiusi Scalo, haben.

6. Chiusi Scalo
Krönender Abschluss

Chiusi Scalo ist der Endpunkt der 6. Hauptetappe, allerdings mit einer wenig beeindruckenden Kirche. Der Pfarrer spricht etwas Englisch und zeigt uns, wo die Stationen bis zur 7. Hauptetappe sicher aufbewahrt werden können. Außerdem weist er auf die geschichtliche Bedeutung diese Gebietes hin. Die Gegend war schon von den Etruskern bewohnt und spielte auch in frühchristlicher Zeit eine große Rolle. Man findet hier Gräber und Katakomben aus dieser Zeit, u.a. die Katakomben der hl. Katharina.
Beim Beginn der 7. Hauptetappe will der Pfarrer uns diese zeigen und meint außerdem, sie seien ein guter Startpunkt für die „Krönungsetappe“, die Schlussetappe nach Rom.
Anschließend unternehmen wir noch einen lohnenswerten Abstecher zum Lago Trasimeo mit dem schönen Castiglione.
Am Montag, 05.03., bereiten wir uns auf die Heimreise vor. Außerdem unternehmen einige noch einen Ausflug zum überaus lohnenswerten Ziel Arezzo mit seinem schönen Ambiente.

Heimfahrt
Am 06.03. fahren wir mit dem Bus über Florenz und Bologna zum Flughafen Forli, um mit Ryan Air zurückzufliegen.
Der Bus wir in einem nahegelegenen Kloster in Meldola samt Gepäck sicher abgestellt. Gegen 1700 Uhr sind wir zurück auf dem Hahn, im kalten, regnerischen Deutschland.
M.Pütz

weiter